Jungwinzer Christian Bernhardt startet durch. Dabei ist das alles andere als einfach, wenn einen niemand kennt. Aber Christian hat ein ganz besonderes Markenzeichen.
Wein aus der Pfalz von einem unbekannten Jungwinzer – darauf wartet niemand. Bekannt zu werden, ist das Schwierigste für einen jungen Winzer. In den Sortimenten der Händler ändert sich von Jahr zu Jahr meist nicht allzu viel, die Weinkarten und -keller der Restaurants sind gedruckt und gut gefüllt. In Weinregionen wie der Pfalz finden sich in jedem Dorf mehrere Weingüter – die Konkurrenz um Touristen ist groß.
Für einen Jungwinzer wie Christian (HIER geht es zum ersten Teil meines Porträts) ist es deshalb wichtig, sich von seiner Konkurrenz zu unterscheiden. Einfach einen Liter-Riesling zu keltern, ein paar Orts- und Lagenweine anzubieten und zu hoffen, dass die Kunden schon kommen, das funktioniert nicht. Dass seine Weine anders sind, darauf deuten schon die Namen hin – aber wie kommt diese Botschaft zu den Weinliebhabern? „Ich gehe gerne auf Veranstaltungen mit Endkunden“, sagt er. Direkt mit den Menschen zu sprechen, die seine Weine probieren und kaufen, das liegt ihm.
Ein neuer Weinberg ist schwer zu finden
Kunden zu bekommen und den Wein zu verkaufen, ist für junge Winzer wie Christian aber nicht die einzige Herausforderung. Bis vor kurzen hatte er rund sechs Hektar. Eine ungeschickte Größe für ein Weingut, wie er sagt. „Alles zwischen vier und acht Hektar ist schwierig. Das ist fast schon zu viel, um alles alleine zu machen, aber zu wenig, um jemanden einzustellen“, erklärt er.
Aber neue Weinberge zu finden, am besten noch mit Rebsorten bepflanzt, die Christian mag wie Riesling, Cabernet Sauvignon, Merlot oder Pinot Noir, das ist in der Pfalz schwierig. Mal gibt es hier ein paar Zeilen, mal dort. Ganze Weinberge sind selten zu pachten oder gar zu kaufen.
Findet man nach beharrlicher Suche dann etwas, muss der Winzer für sich eine Menge Fragen beantworten, ob sich Kauf oder Pacht lohnen. Welche Sorten sind gepflanzt? In welchem Zustand sind die Reben? Wie alt sind sie? Kann ich mit dem Traktor in den Weinberg? Sind die Drähte in Ordnung? Wie ist es um die Stickel bestellt, an denen die Drähte für die Reben befestigt sind? Muss ich also etwa in den Weinberg investieren, bevor ich gute Trauben lesen kann? Und schließlich: für wie lange läuft der Pachtvertrag?
Christian suchte lange nach neuen Weinbergen. „Ich wollte gerne mal ein paar schöne Riesling-Reben haben“, sagt er. Und nun wurden seine Geduld und seine Beharrlichkeit belohnt. Seit Anfang des Jahres ist sein junges Weingut nun zehn Hektar groß.
Niemals Glyphosat
Christian macht sich viel Gedanken um das, was er in seinen Weinbergen tut oder unterlässt. Herbizide zum Beispiel nutzt er nie. Den Bereich unter den Rebstöcken, der frei sein muss von hohen Gräsern und Kräutern, bearbeitet er mit der Maschine. Sein Vater handhabte das noch anders. Und einmal, als dieser krank war, bat er seinen Sohn, diese Arbeit für ihn zu erledigen. Also spritzte Christian Glyphosat unter die Reben. „Ich kam mir so schlecht vor, als ich das gemacht habe“, sagt er.
Bis zum Jahr 2015 überlegte er, sein Weingut auf bio umzustellen. Aber dann kam das extrem nasse Jahr 2016. Biobetriebe hatten es schwer, genug gesundes Lesegut in die Keller zu bringen. Das brachte Christian von dem Gedanken wieder ab, das Risiko schien ihm schlicht zu groß. „Ich ziehe mir einfach die Sachen raus, bei denen ich mitgehen kann“, sagt der Jungwinzer aus der Pfalz. „Dazu gehört eben die mechanische Unterstockbearbeitung, die Art der Düngung und das Einsähen von Begrünungsmischungen.“
Die Qualitätspyramide des VDP liegt ihm nicht
Wer sich das Sortiment des Weinguts Bernhardt anschaut, dem wird auffallen, dass Christian seine Weine nicht mit den klassischen Prädikaten von Kabinett über Spätlese bis hin zum Eiswein auszeichnet. Für diese Prädikate ist entscheidend, wie viel Zucker sich zum Zeitpunkt der Lese in den Trauben befindet.
Auch auf eine Qualitätspyramide mit Guts-, Orts- und Lagenweinen ähnlich der des Verbandes Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter (VDP) verzichtet er. Diese Qualitätspyramide besagt, je enger und kleiner die Angabe der Herkunft ist, umso höher ist die Qualität. Einfach gesagt: Ein Wein, auf dessen Etikett der Name eines Weinbergs steht, ist besser als einer mit der Angabe eines Ortes.
Wein aus der Pfalz vom Jungwinzer
Christian hat gegen dieses System nichts, weil er ein gutes Großes Gewächs nicht zu schätzen weiß. Aber zu Beginn war sein Weingut so klein, seine einzelnen Parzellen im Schnitt so um die 16 Ar groß, da war gar nicht daran zu denken, einzelne Lagen auszubauen. „Damals habe ich gemerkt, dass ich es spannend finde, die verschiedenen Eigenschaften meiner Weinberge zu vereinen. Spannender, als sie einzeln abzufüllen“, sagt er. Inzwischen sind seine Cuvées so etwas wie sein Markenzeichen geworden. Deshalb wird er die Lagenweine seiner Kollegen künftig weiter gerne trinken – aber selber keinen abfüllen.
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