Große Vorfreude, zwischendurch Enttäuschung und am Ende glücklicher Leser – wegen eineinhalb grandioser Seiten.
Der Autor: Der Schweizer David Höner ist Jahrgang 1955 und gelernter Koch. Seit 1990 arbeitet er als Journalist für Print, Fernsehen und Radio. Außerdem ist er Autor von Theaterstücken und Hörspielen. Er war viel im Ausland unterwegs und lebt nun teilweise in Ecuador. 2005 gründete er die Hilfsorganisation Cuisine sans frontières CSF.
Ein toller Lebenslauf, ich mag Menschen, die viele Kurven gegangen sind und nicht immer nur geradeaus.
Das Buch: „Höner blickt zornig auf die Früchte der Globalisierung, die keinem schmecken“, steht auf dem Klappentext des Buches. Ja, das tut er. Und es ist gut, dass das einer übernimmt. Allerdings fehlen positive Ausblicke, Höner jammert mir persönlich zu viel, gute Laune macht die Lektüre nicht. Jemandem wie mir, der sich tagaus tagein mit dem Thema Lebensmittel befasst, bietet das Buch zudem wenig Neues.
Mir missfällt, das Höner die Recherche offenbar nicht immer besonders genau nimmt. Vieles stellt er ohne Belege in den Raum, was seine Quellen sind, bleibt unklar. An einer Stelle echauffiert er sich über den ehemaligen Chef von Nestlé, der gesagt haben soll, Wasser sein kein Menschenrecht. Es sei ihm nicht gelungen, das Originalzitat zu finden, deshalb glaube es das jetzt einfach mal – in etwa so schreibt Höner. Nun ist das zum einen mit einer fünfminütigen Google-Recherche kein Problem. Zum anderen hätte auch ein Anruf bei der Pressestelle von Nestlé weitergeholfen. Die rücken den Videomitschnitt des betreffenden Interviews nämlich gerne heraus. So einfach ist es mit diesem Zitat nämlich nicht. Umstritten ist es aber vollkommen zu Recht.
Ich bin wahrlich kein Freund von Nestlé. Aber solche handwerklichen Ungenauigkeiten ärgern mich.
Trotzdem bin ich sehr froh, das Buch weiter gelesen zu haben. Denn an einer späteren Stelle schreibt Höner berückend schön über Regionalität und Saisonalität. Kurzer Ausschnitt: „…es geht um das Ganze, um alles. Es geht um das Holz, aus dem der Küchentisch geschreinert wurde, und um die Schwalbennester über dem Getreidesilo. Es geht um den Dialekt, in dem Gast und Gastgeber sich unterhalten, um das, was mit dem abgenagten Hühnerbein passiert…“ Schöner könnte ich es nicht sagen. Und es hat in meinem Kopf nochmal eine Tür aufgestoßen.
In einem Satz: Ein Buch, das sich wegen einer Textstelle von etwa eineinhalb Seiten lohnt, ist selten. Hier ist es. Kaufen!
Kauft das Buch entweder im Buchhandel oder hier.