5 Gründe, warum ich ohne Rezept koche
Aus dem Weg! Das Zitronenhuhn ist fertig. Ich liebe Huhn, weil die Zubereitung simpel und das Ergebnis fantastisch ist.
Mengenangaben
80 Gramm Zwiebeln sollen da rein, schreibt eine bekannte deutsche Kochzeitschrift.
Aha - und warum?
Was mache ich nun, wenn ich eine 60 Gramm schwere in der Küche habe und eine mit 100 Gramm? Solche komplett irrsinnigen Anweisungen verunsichern, halten im schlimmsten Fall vom Kochen ab. Nachdenken hilft: passt der Geschmack von Zwiebel zu meinem Gericht? Dann nehme ich die große. Wenn nicht so sehr, dann die kleine.Fotos
Professionell aufgenommene Bilder von Gerichten verunsichern. Weil Profifotografen das Werk von Profiköchen ablichten. Und das sieht immer besser aus als das, was du oder ich zuhause in der Küche zustande bekommen. Auch das verunsichert und hält davon ab, einfach loszulegen. Zwei äußerst lesenswerte Kochbücher, die auf Fotos verzichten, sind La Ferme de La Ruchotte von Fred Ménager und Die Geschichte beginnt mit einem Huhn: Rezepte, für die es sich zu leben lohnt von Elle Risbridger.Kreativität
Kochen ist für mich ein kreativer Akt. Ich verwandele durch meine Handgriffe, durch den gezielten Einsatz von Hitze, Salz und anderen Dingen Produkte in etwas Köstliches. Der Seehecht, den mir ein griechischer Fischhändler gestern verkaufte, ist roh ungenießbar. Erst durch einen Rosmarinzweig, eine Knoblauchzehe und ein Stück Zitrone im Bauch, schaffe ich die Voraussetzungen für ein wunderbares Mahl. Die 200 Grad des Ofens vollenden es dann. Ist das ein Rezept? Nein. Ich habe eine Idee und arbeite mit dem, was da ist.
Und das führt direkt zum nächsten Punkt…Zutaten
Rezepte listen alles Mögliche auf, was man zum Kochen (angeblich) braucht. Je nach Buch oder Zeitschrift sind das oft jede Menge exotische Dinge. Das bringt zwei Probleme mit sich. Zum einen kauft man dann Misopaste/Koriandersamen/extrascharfes Chilipulver/anderes Gedöns, verwendet es einmal - dann liegt die offene Packung im Küchenregal und staubt dort friedlich ein.
Zum anderen ist man oft der Meinung, ohne diese Zutat dieses Essen nicht kochen zu können. Natürlich gibt es essentielle Dinge, ohne die manches nicht geht. Ein Curry ohne Curry zuzubereiten, ist unmöglich. Aber meistens gilt: Mut zur Lücke, es schmeckt trotzdem.Das soziale Element
Klingt sperrig, ist aber einfach. Wenn ich in der Küche die ganze Zeit panisch nachlese, welcher Handgriff oder welche Zutat als nächtes kommt, habe ich keine Zeit für die Menschen, die mit mir in der Küche stehen. Das ist Anna, das sind meine Kinder oder Freunde. Anna liest gerne oder schreibt, während ich koche, vor ihr ein Glas Wein. Wenn ihr Gedanken durch den Kopf gehen, dann teilt sie die mit mir, während ich schneide, rühre, brate. Die Kinder wollen helfen oder mit mir etwas von ihrem Tag erzählen. Freunde freuen sich über einen Aperitif und ich mich darüber, Helfer zu haben.
Koche ich deshalb grundsätzlich ohne Rezept?
Natürlich nicht! Weder bin ich ausgebildeter Koch noch wahnsinnig. Ich kann viele Dinge in der Küche (noch) nicht, schlicht weil ich sie zum ersten Mal mache. Oder zu selten, um mir die einzelnen Schritte zu merken. Letztens habe ich das zweite Mal in meinemm Leben Auberginen confiert (also in Öl gegart, saulecker, ausprobieren!), selbstverständlich muss ich nachschauen, wie das hinhaut.
Aber keine Zubereitung ist jemals schiefgegangen, weil man zum Beispiel den Timer auf 35 statt auf 30 Minuten gestellt hat.
Es gibt keine Fehler in der Küche - nur Dinge zu lernen. Man versalzt das Pastawasser einmal, die Bratkartoffeln brennen einmal an, das Brot ist nur einmal innen noch roh.
Entspannt euch
Zubereitungstechniken darf ich lernen. Danach sind Rezepte einfach nur Inspiration.
Sharpen your knives
Pat