Meine Weine XI – Fay von Stag’s Leap

Wein Weiinflasche Rotwein Napa Valley Kalifornien

Da steht sie auf dem Tisch, die teure Flasche. 750 Milliliter Rotwein für 150 Euro. Aber es ist nicht irgendein Rotwein, sondern Fay. So heißt der Cabernet Sauvignon, Jahrgang 2014, von Stag’s Leap aus dem Napa Valley. Das liegt in Kalifornien und ist bekannt für sündhaft teure Weine. Stag’s Leap ist eine Legende unter den Weingütern. 1976 schlug einer der Weine bei einer Blindverkostung in Paris alle berühmten Franzosen aus Bordeaux und erschütterte die Weinwelt damit in ihren Grundfesten. Routiniert öffnet Sander Vriend die Flasche. Vriend vertritt die Ste Michelle Wine Estates, ein Unternehmen mit zahlreichen Weingütern, viele davon sind Weltklasse. Stag’s Leap gehört dazu. Vriend ist es gewohnt, diesen Wein und noch teurere zu präsentieren und dennoch spricht er mit mitreißender Begeisterung über den Fay.

Er schenkt den Wein in die Gläser. „Ein guter Wein ist wie eine Opernaufführung. Den gönnt man sich, darauf freut man sich den ganzen Tag“, sagt er. „Jetzt pusten wir in die Gläser und lassen sie kurz stehen. Jetzt füllen sie sich mit den frischen Aromen. Ohne zu schwenken, nehme ich die erste Nase, das sind die feinsten Aromen des Weins. Um die wahrzunehmen, nehme ich das Glas einfach an die Nase und stecke sie ins Glas, schwenke aber nicht“, sagt er. Man riecht etwas Kirsche, etwas Lakritz, ein bisschen Zedernholz. Dann erst wird geschwenkt, die Aromen verändern sich, werden intensiver. Bei kräftigerem Schwenken kommen Aromen von Kräutern und frisch gespitztem Bleistift hinzu. Was für ein Reichtum und eine Dichte an Aromen!

Dann nehmen wir einen ersten Schluck, behalten ihn 15 Sekunden im Mund, bevor wir schlucken. Im Mund passiert nun unglaublich viel auf einmal. Der Wein ist dicht, schmeckt nach roten und dunklen Früchten, dazu kommen frische Kräuter, er wirkt weich wie eine Daunendecke zum Einkuscheln, dabei frisch und elegant – ein Lächeln macht sich im Gesicht breit. „Der Wein ist sehr komplex“, sagt Vriend. „Aber er hat so einen Lecker-Faktor, da willst du einfach sofort den nächsten Schluck. Das ist Perfektion auf unkomplizierte Weise.“

Bezug: Genuss7